Laryngo-Rhino-Otol 2017; 96: 446-455
DOI: 10.1055/s-0043-104086
Der Schluckauf (Singultus) ist ein reflektorischer Bewegungsablauf mit diffus im Thorax verteilten Afferenzen und Efferenzen und kontrovers diskutierter funktioneller Relevanz. In seiner physiologischen Form handelt es sich um eine meist spontan sistierende Bagatellbeschwerde, die nur selten zum Arztkontakt führt. Ein anhaltender quälender Singultus kann jedoch zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualtiät führen. Ein solcher chronischer Singultus wird im Allgemeinen durch eine Dauer von mehr als 48 h definiert. Häufigste zugrundeliegende Erkrankung ist der gastroösophageale Reflux. Die weiteren Ursachen für einen chronischen Singultus sind vielfältig und betreffen multiple Organsysteme mit zum Teil schwerwiegenden Grunderkrankungen. In einigen Fällen können sich auch neurologische Erkrankungen mit einem Schluckauf präsentieren, zum Teil ist er sogar das einzige Symptom im Rahmen der Erstmanifestation. In der zerebralen Bildgebung findet sich dann häufig eine Läsion der Medulla oblongata. Eine Neuromyelitis optica und ein ischämischer Hirninfarkt mit Wallenbergsyndrom sind 2 häufigere zugrundeliegende neurologische Erkrankungen, aber auch andere entzündliche und vaskuläre Erkrankungen und Tumorerkrankungen des zentralen Nervensystems sind beschrieben. Für ein optimales evidenzbasiertes Management der Diagnostik und Therapie des chronischen Singultus gibt es keine hinreichenden Daten. Die Suche nach der Grunderkrankung erfordert oft ein interdisziplinäres Vorgehen von Internisten, Neurologen und HNO-Ärzten. Bereits vor Abschluss der Diagnostik oder bei nicht behebbarer Ursache kann eine symptomatische Therapie erforderlich sein. Der anhaltende Schluckauf stellt auch ein häufiges Problem in der onkologischen Palliativversorgung dar. Die medikamentöse Therapie des Singultus ist oft diffizil. Protonenpumpenhemmer oder Prokinetika bei gastroösophagealer Ursache bzw. Baclofen mit oder ohne Gabapentin bei anderer Ursache gehören dabei zu den Mitteln der ersten Wahl. Weitere Alternativen sind andere Antikonvulsiva, Neuroleptika, Antidepressiva und Kalziumantagonisten. Für den therapierefraktären Verlauf stehen grundsätzlich auch invasive Verfahren wie z. B. die selektive Phrenicusblockade zur Verfügung. Insgesamt wären mehr Studien zum Singultus wünschenswert, um der therapeutischen und diagnostischen Herausforderung gerecht zu werden, die dieses Symptom für Neurologen darstellen kann.
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