Laryngo-Rhino-Otol
DOI: 10.1055/s-0042-111079
Bei einseitiger Taubheit ermöglicht eine transkranielle CROS-Versorgung ein pseudostereophones Hören. Jedoch zeigt die Literatur eine große Streuung für den zu erwartenden Alltagsnutzen, gemessen als Sprachaudiometrie im Störgeräusch. Mögliche Einflussfaktoren sind Zeitraum und plastische Umbauprozesse innerhalb der Hörbahn zwischen dem Beginn der Ertaubung bis zur CROS-Versorgung. An 18 Patienten mit einseitiger Taubheit wurde eine transkranielle CROS-Versorgung erprobt. Dabei wurden die Sprachverständlichkeitsschwellen (SVS) in 2 räumlichen Anordnungen jeweils mit und ohne CROS-Versorgung verglichen. Wurde das taube Ohr mit Sprache und das hörende Ohr mit Störgeräusch beschallt, konnte durch die CROS-Versorgung eine signifikante Verbesserung der SVS nachgewiesen werden. Länger ertaubte Patienten zeigten im Unterschied zu kurzzeitig ertaubten Patienten höhere Gewinne von im Mittel −4,0 dB. In der umkehrten Situation, d. h. Sprache auf das hörende Ohr und Störgeräusch auf das ertaubte Ohr, konnte eine signifikante Verschlechterung festgestellt werden. Im Vergleich zu kurzzeitig ertaubten Patienten zeigten sich hier bei länger ertaubten Patienten deutliche Verschlechterungen von durchschnittlich 3,1 dB. Zudem fand sich eine hochsignifikante Korrelation bei den individuellen Veränderungen der SVS zwischen beiden Hörsituationen. Die Ertaubungsdauer ist ein wesentlicher Faktor bei der individuellen Nutzenprognose einer transkraniellen CROS-Lösung. Der Zeitraum für audiometrisch nachweisbare plastische Umbauprozesse innerhalb der Hörbahn infolge einseitig fehlender akustischer Stimulation kann aufgrund der vorliegenden Ergebnisse auf ca. 1–3 Jahre geschätzt werden. Patienten mit kurzer Ertaubungsdauer haben keinen oder nur sehr wenig Nutzen von dieser Versorgungsoption.
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